Weltfrauentag

Weltfrauentag 

Am Weltfrauentag wird auf die Rechte der Frauen und die Gleichstellung von Geschlechtern aufmerksam gemacht. Frauen werden weltweit noch immer benachteiligt. Frauen und Mädchen sind meist weit stärker von Armut, Hunger, Krieg, Gewalt und unzureichender Gesundheitsversorgung betroffen als Männer und Jungen. Auch in westlichen Ländern, in denen Frauen zwar gesetzlich gleichgestellt sind, werden sie im praktischen Leben, etwa im Beruf, oft benachteiligt und diskriminiert.

Auch in Deutschland sind Frauen noch immer von struktureller Diskriminierung im Alltag betroffen. Beispielsweise verdienen Frauen bei gleicher Arbeit im Durchschnitt 18% weniger als ihre männlichen Kollegen. Ich möchte den Internationalen Frauentag nutzen, um drei Frauen zu porträtieren, die in Berufen tätig sein, die auch heute (noch) als männerdominiert gelten. Ich habe sie gefragt, was sie dazu bewegte, sich für ihren Job zu entscheiden, ob sie im Berufsalltag anderen Hindernissen gegenüber stehen und ob sie bei gleicher Arbeit den gleichen Lohn erhalten wie ihre männlichen Kollegen.

Bärbel Lüdeke, Landwirtin

Was bewegte Sie dazu, sich für Ihre Job zu entscheiden und in einem eher männerdominierten Bereich zu arbeiten?

Ich habe mich schon in der Schule für mehr männliche Themen interessiert. Sport, Politik und Mathematik. Nach der Schule bin ich in die Ausbildung zur technischen Zeichnerin gegangen. Ich habe es bis heute nie bereut in einem männlich dominanten Beruf zu arbeiten.

Welche weiblichen Erfahrungen/Perspektiven sind unerlässlich für Ihren Job?

Erfahrungen machen wir alle – aber Unterschiedliche. Ich habe fast nur gute Erfahrungen mit männlichen Kollegen gemacht. Bevor ich meinen Techniker gemacht habe hatte ich einen Kollegen, der mich bei der Arbeit als Hilfskraft betitelte. In fachlichen Dingen wie z.B. der Deutschen Industrie Normen ließ er sich von mir nichts sagen. Wir hatten deshalb jeden Tag Streit. Da er aus Polen kam hatte er dort andere Normen gelernt. Ich habe schlussendlich den Job gekündigt und bin dann zur Techniker Schule.

Erhalten Sie die gleiche finanzielle Vergütung wie Ihre männlichen Kollegen?

Ich arbeite mit meinen Mann zusammen auf dem Bauernhof. Wir verdienen als Selbstständige je nach Ernte. Das ist natürlich stark vom Wetter abhängig.

Bei meinem ersten Job als Maschinenbau Techniker hatte ich ein typisches Anfangsgehalt. Damals hatte die Firma für die Projektgruppe sogar eine Frau gesucht. Also wurde ich als Frau eher vorgezogen.

Mareike Ahrens, Geschäftsführerin und Bestattermeisterin

Was bewegte Sie dazu, sich für Ihre Job zu entscheiden und in einem eher männerdominierten Bereich zu arbeiten?

Ich wollte nie einen reinen Bürojob, sondern mit meiner Arbeit etwas bewegen. Ob es nun eher eine Männerdomäne ist oder nicht, hat für mich nie eine Rolle gespielt.

Gibt es in Ihrem Berufsalltag für Frauen andere Hindernisse als für Männer? Welche sind das?

Alles was mit schwerer körperlicher Arbeit zu tun hat (z.B. Überführungen von Verstorbenen) sowie emotionale Stärke wird einem als Frau im ersten Moment nicht zugetraut. Da muss man sich zunächst behaupten.

Welche weiblichen Erfahrungen/Perspektiven sind unerlässlich für Ihren Job?

Empathie ist unerlässlich, allerdings ist das nicht rein uns Frauen vorbehalten.

Erhalten Sie die gleiche finanzielle Vergütung wie Ihre männlichen Kollegen?

Inzwischen ja, aber bis dahin hat es einige Jahre gedauert.

Dr. Ann-Christina Schäfer-Hesse, Chirurgin
Was bewegte Sie dazu, sich für Ihre Job zu entscheiden und in einem eher männerdominierten Bereich zu arbeiten?
Ich wollte schon als 4-jährige Ärztin werden und habe damals meinen Vater, der auch Chirurg war, am Wochenende ab und zu zur Visite ins Krankenhaus begleiten dürfen. Die Dankbarkeit gerade der schwer Kranken, deren Leid man manchmal nur lindern und nicht heilen kann sowie die Erkenntnis, dass Medizin nur gut ist, wenn das ganze Team auf Augenhöhe zusammenarbeitet, haben mich sehr fasziniert und sind mir genauso im Kopf geblieben, wie die typischen Gerüche nach Desinfektionsmitteln.
Eine tiefe Demut, diesen verantwortungsvollen Beruf ausüben zu dürfen, macht mich bis heute stolz und treibt mich an, mit Leib und Seele Ärztin zu sein, wenn es sein muss auch am Wochenende und Nachts.
Dass es die – vor Jahren noch sehr männerdominierende – Chirurgie geworden ist, habe ich meinem ersten chirurgischen Chefarzt und meiner leitenden Oberärztin sowie ganz vielen toughen Kolleginnen zu verdanken, die mir vorgelebt haben, dass es mit vernünftiger Organisation nicht mehr ganz so problematisch ist, Familie und Beruf zu vereinen.
Mittlerweile gibt es viel mehr Frauen, die Medizin studieren als Männer. Die Medizin wird weiblich, das muss sich aber noch in den Führungspositionen abbilden. Das dauert sicher noch ein paar Jahre.
Gibt es in Ihrem Berufsalltag für Frauen andere Hindernisse als für Männer? Welche sind das?
Männer können nicht schwanger werden. Das ist gerade im Rahmen der Facharzt-Ausbildung immer wieder eine schwierige Situation. Das Mutterschutzgesetz schützt nicht nur die werdende Mutter, sondern auch das Ungeborene. Viele für die Weiterbildung wichtige Dinge im Berufsalltag sind dann verboten. Im Prinzip jeglicher Kontakt mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten, das Arbeiten in der Nacht und am Wochenende. Gerade in operierenden Fächern kann es sein, dass man da auf der Strecke bleibt. Ich habe in meinen beiden Schwangerschaften das Glück gehabt, einen sehr engagierten Betriebsarzt zu haben, der bereit war, eine individuelle Beschäftigung zu erarbeiten, so dass ich fast ganz normal weiter arbeiten und auch viele Operationen durchführen konnte. Auf das Bestreben vieler Ärztinnen/Chirurginnen hin, ist das Mutterschutzgesetz 2017 in vielen Teilen “modernisiert” worden. Das Thema “Elternzeit” ist in unserer Klinik im Wandel. Gerade erst war der leitende Oberarzt der Klinik für Unfallchirurgie für 2 Monate in Elternzeit, sein Chefarzt ist selbst Vater von zwei Kindern.
Auch das technische Equipment im OP ist mittlerweile sehr viel “frauenfreundlicher”. Beispielsweise gibt es nun elektronische Antriebe für manche Instrumente, kleinere Handgriffe für die kleineren Hände, das spart viel Kraft.
Welche weiblichen Erfahrungen/Perspektiven sind unerlässlich für Ihren Job?
Empathie für Patienten kann man meines Erachtens nur bedingt lernen, die hat man oder man hat sie nicht. Das ist aber sicher geschlechtsunabhängig.
Mein Organisationstalent, mehrere Dinge gleichzeitig erledigen zu können und den Tag effizient zu strukturieren, hilft mir, meine Ziele auch in der vorgegebenen Zeit zu erreichen. So ist ein pünktlicher Feierabend oft möglich. Danach wartet ja auch noch der zweite Fulltime-Job, die Familie und Haushalt, Schule usw. Frauen kommunizieren auch anders als Männer und wir sind bereit, Aufgaben zu teilen. Der Workflow ist häufig verlässlicher.
Erhalten Sie die gleiche finanzielle Vergütung wie Ihre männlichen Kollegen?
Die Vergütung in unserer Klinik ist tarifgebunden, also geschlechtsneutral. Zumindest habe ich keine Unterschiede in den Abrechnungen der männlichen Kollegen feststellen können.
Mögliche Zitate für das SharePic:
„Die Medizin wird weiblich, das muss sich aber noch in den Führungspositionen abbilden. Das dauert sicher noch ein paar Jahre.“
„Dass es die Chirurgie geworden ist, habe ich meinem ersten chirurgischen Chefarzt und meiner leitenden Oberärztin zu verdanken, die mir vorgelebt haben, dass es mit vernünftiger Organisation nicht mehr ganz so problematisch ist, Familie und Beruf zu vereinen.“
„Eine tiefe Demut, diesen verantwortungsvollen Beruf ausüben zu dürfen, macht mich bis heute stolz und treibt mich an, mit Leib und Seele Ärztin zu sein, wenn es sein muss auch am Wochenende und Nachts.“

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