Wie kommt man in dieser Zeit auf die Idee, bis zu 30 Prozent der finanziellen Mittel für die Migrationsberatung zu kürzen?
Mir fallen viele andere Dinge ein, die durchaus entbehrlicher wären. Anlässlich des bundesweiten Aktionstages der Migrationsberatung tauschte ich mich mit Sinischa Sven Balaz, Referent für Migration und Integration für die Caritas im Norden, und seinem Wandsbeker Team über die aktuelle Situation aus.
Die Unterbringung von Flüchtlingen in Hamburg ist erst das erste Problem auf einem langen, steinigen Weg. Allein in der Hansestadt müssen 10.000 Schülerinnen und Schüler derzeit zusätzlich beschult werden; Kleinkinder benötigen Kita-Plätze. Ich habe großes Verständnis für jeden, der in Deutschland bleiben möchte. Aber wir haben eine Überlastung des Systems. Das ist dauerhaft nicht verkraftbar.
Allein im vergangenen Jahr sind 2,6 Millionen Menschen nach Deutschland zugezogen. Nicht nur der Krieg in der Ukraine, sondern auch der Flüchtlingsstrom über die Balkanroute und das Mittelmeer sowie der nahende Winter verschärfen die Lage zusehends. Gerade weil die Flüchtlingszahlen sogar gegenüber 2015/16 stark gestiegen sind, brauchen wir Lösungen. Und wir sollten doch aus unseren Fehlern der Vergangenheit gelernt haben. Extreme Kürzungen im sozialen Bereich sind keine Antwort darauf. Wir müssen in einen offenen Dialog treten und nicht stumpf den Rotstift ansetzen.
Bildunterschrift:
Anlässlich des bundesweiten Aktionstages zur Migrationsberatung besuchte ich das Wandsbeker Team der Migrationsberatung der Caritas.