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Besuch im Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift

Das im Jahr 1925 gegründete Katholische Kinderkrankenhaus Wilhelmstift ist mit seinen 23 Fachabteilungen eine Institution in der Hamburger Kindermedizin und eines der wenigen eigenständigen Kinderkrankenhäuser in Deutschland. Besonders im Hinblick auf die geplante Krankenhausreform wird hier die Bedeutung der Zukunft der Kindermedizin und Kinderkrankenhäuser deutlich. In einem Gespräch mit dem Chefarzt Dr. Sönke Siefert, dem politischen Referenten Nicolas Haustedt und der ehemaligen Kinderkrankenschwester und jetzigen politischen Juniorreferentin Marie Klimpel konnte ich über diese Themen sprechen.

„Kinder muss man lesen können“ ist eine wichtige Eigenschaft der Mitarbeiter im Kinderkrankenhaus. Insbesondere der geschulte und erfahrene Blick einer Kinderkrankenschwester kann oft differenzierter sein als die moderne Diagnostik. Denn die Behandlung von Kindern erfordert nicht nur Zeit, sondern auch viel Erfahrung.

Im Gegensatz zu Erwachsenen können Kinder oft noch nicht äußern, was ihnen fehlt. Im aktuellen Abrechnungssystem fehlen bei Kindern noch stärker als bei erwachsenen Patienten die „weichen“ Parameter, die nicht in Abrechnungscodierungen ausgedrückt werden können. Denn während das eine Kind mit einer gebrochenen Hand vielleicht schon wenige Stunden nach der OP wieder nach Hause gehen kann, muss das andere Kind noch zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben. In solchen Fällen muss das medizinische Personal im Kinderkrankenhaus nicht nur aufgrund der medizinischen Indikatoren beurteilen, wie es mit dem Kind weitergeht, sondern zusätzlich auch das familiäre Umfeld, die Tageszeit und andere Faktoren in die Beurteilung einfließen lassen.

Eine weitere Herausforderung stellt die hohe Arbeitsbelastung dar, die sich nicht nur aufgrund von Personalmangel, sondern auch aufgrund einer hohen Dokumentationslast ergibt und kaum Zeit für Pausen lässt. Oft nimmt die Dokumentation etwa 40% der Arbeitszeit einer Pflegekraft in Anspruch. Das Krankenhaus leidet zudem darunter, dass die Kinderkrankenpflege aufgrund der generalisierten Krankenpflegeausbildung heute kein eigenständiger Ausbildungsberuf mehr ist.

Im vergangenen Jahr machte die Belegschaft des Wilhelmstifts in einem Brandbrief an die zuständigen Landes- und Bundespolitiker auf die schlechte Lage der Kindermedizin und die Personalnot aufmerksam. Dabei kümmern sich die Kinderkrankenpfleger und -ärzte täglich um das Wohl und den Schutz der Kleinsten in der Gesellschaft. In der Kindermedizin greifen häufig interdisziplinäre Mechanismen, um die Gesundheit und das Wohl der Kinder in den Vordergrund zu stellen. Bei Bedarf erhalten die Ärzte und Pfleger dabei Unterstützung durch Behörden und andere Träger.

Die Ampel-Regierung sollte die Chancen, die sich durch eine Krankenhausreform bieten, nutzen und sich den drängenden Problemen des Gesundheitssystems stellen. Es bietet sich die Gelegenheit, endlich durch Entbürokratisierung und bessere Vernetzung vereinfachte Arbeitsabläufe zu schaffen. In der Kindermedizin sollte der Grundsatz des Kindeswohls, der Schutzbedürftigkeit und der Kinderrechte im Vordergrund stehen und nicht die Abrechnungsfähigkeit einer Behandlung.

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