Selbstzweifel, Schmerzen, Depressionen – das sind nur drei von unzähligen Symptomen durch die derzeit 9 Millionen Frauen während ihrer Menopause gehen.
Wechseljahre – das ist ein Tabuthema in Deutschland. Oft wird es gar als „Exotenthema“ bezeichnet. Sind wir Frauen – immerhin 50% der Gesellschaft – Exoten?
Im Durchschnitt durchläuft jede Frau zehn Jahre die Wechseljahre. Also eine recht lange Zeit. Jede Frau ist anders, vielfältig und divers. Die Wechseljahre verlaufen also individuell sehr unterschiedlich: Schneller oder langsamer, bei der einen fast unbemerkt, bei der anderen mit heftigen, die Lebensqualität einschränkenden Beeinträchtigungen.
Langsam aber sicher kommt dieses Thema auch in Politik und Wirtschaft an. Die Zahlen zeigen: Der jährliche wirtschaftliche Verlust bedingt durch die Ausfälle von Frauen während der Menopause ist enorm und darf nicht länger ignoriert werden. Dabei spielt eine große Rolle, dass die Menopause und ihre Symptome nicht Gegenstand von Curriculae im Medizinstudium und auch nicht in der Facharztausbildung der Gynäkologen sind. Die Folgeerkrankungen von nicht begleiteter Menopause sind vielfältig: Osteoporose, Diabetes, Arthrose und vieles mehr. Und die Behandlung nur dieser Symptome ohne die Ursache der Menopause zu betrachten, kostet das Gesundheitssystem Milliarden pro Jahr.
Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 83 Jahren beginnt mit der Menopause für die meisten Frauen der dritte Lebensabschnitt, und der erfordert nun mal eine andere, neue Aufmerksamkeit für Körper, Seele und Gesundheit. Darüber sprachen wir gestern Abend mit den beiden Besteller-Autorinnen, der Ärztin Dr. Sheila de Liz („Woman on Fire – Alles über die fabelhaften Wechseljahre“) sowie Miriam Stein („Die gereizte Frau“).
Je offener wir mit dieser Frauengesundheits-Frage umgehen, umso größer ist die Akzeptanz. Je mehr wir wissen, desto besser können Frauen diese Lebensphase bewältigen. Es ist höchste Zeit, das Narrativ rund um das Tabuthema Wechseljahre zu korrigieren. Und es ist umso erschreckender, wie viele Bereiche rund um Frauengesundheit nicht erforscht und nicht bekannt sind – obwohl sie so viele betreffen.
Mein Dank gilt meiner Kollegin Dorothee Bär, die sich für das Thema so stark gemacht und gemeinsam mit Julia Klöckner und Silvia Breher diese tolle Veranstaltung organisiert hat.