In Zeiten, in denen die Wirtschaft schwächelt und die Welt krisenhafter wird, ist es besonders wichtig, in Regionen zu schauen, die aufstrebend sind und von denen wir lernen können. Der südostasiatische Raum ist so einer. Die ASEAN-Staaten sind zusammen etwa so groß wie die EU, treiben intensiv Handel mit China und den USA – und mit Deutschland. Es war eine sehr spannende und interessante Woche, die ich mit der Robert-Bosch-Stiftung in Singapur und Malaysia verbringen konnte: zwei Länder mit völlig unterschiedlicher Situation. Singapur führt die PISA-Studie an, ist so groß wie Hamburg, hat aber 3x so viele Einwohner. Wirtschaftlich extrem erfolgreich und auf dem Weg zu einer klimaneutralen Stadt mit Hausbegrünung, Kaltluftschneisen, Elektroautopflicht und extremer Regulierung. Die Tage an der Lee Kuan Yew School for Public Policy gaben einen sehr guten Einblick in die Region und Singapur. Malaysia ist geografisch zweigeteilt, lebt vor allem mit ethnischer/religiöser Tradition, die sich gerade islamisch verstärkt. Minderheiten und Frauen haben es schwer in der repräsentativen Monarchie, in der der König alle 5 Jahre aus den 9 Sultanen gewählt wird und das Parlament keine wirklich starke Rolle hat. Aber auch dort interessiert man sich für Deutschland: Der Ministerpräsident und einige Minister sind diese Woche in Deutschland und besuchen auch Hamburg.
Ich nehme mit, dass wir der ASEAN-Region mehr Aufmerksamkeit widmen und die wirtschaftlichen Beziehungen intensivieren sollten. Bei Bildung und Stadtplanung kann Singapur uns Beispiel sein. Bei den internationalen Beziehungen sind die ASEAN-Staaten besonders vor dem Hintergrund ihrer geografischen Lage besonders wichtig. Und: Belehrungen aus Deutschland und Europa kommen auch dort nicht gut ankommen. Verständnis und Interesse füreinander führen zu besseren Ergebnissen.