Es gibt nichts schlimmeres, als Ehepartner oder Kinder zu verlieren. Mehr als 20 Millionen Menschen galten nach dem Zweiten Weltkrieg als vermisst, darunter tausende Kinder. Viele dieser Schicksale sind noch heute ungeklärt. Der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ist seitdem die Anlaufstelle für Menschen, die nach ihren Familienmitgliedern suchen, die durch Krieg, Flucht, Naturkatastrophen oder andere Ereignisse getrennt wurden. Die Suche ist eine echte Detektivarbeit, es geht um unterschiedliche Schreibweisen von Namen, Jahrzehnte alte Papierarchive vor allem in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion und das Erstellen von Familienstammbäumen, um die verschiedenen persönlichen Schicksale zu sortieren und zu ordnen.
Gemeinsam mit der Präsidentin des DRK, Gerda Hasselfeldt, und meinem Kollegen Christoph de Vries habe ich die Archive des Suchdienstes in Meiendorf besucht und über die Zukunft der Suchdienste diskutiert. Dabei sind verschiedene Stellen für unterschiedliche Schwerpunkte verantwortlich. In Hamburg geht es um Spätaussiedler und die Zusammenführung von Menschen, die durch Flucht und Vertreibung getrennt wurden, in München um die Vermissten des Zweiten Weltkriegs. Die Bundesförderung des Suchdienstes in München läuft nur noch bis Ende 2025. Auch wenn der Weltkrieg fast 80 Jahre zurückliegt, erreichen die Suchstelle noch immer etwa 10.000 Anfragen jährlich, von denen 44 % aufgeklärt werden können. Auch wenn am Ende eine Nachricht über den Tod steht – die Ungewissheit über die Schicksale der engsten Verwandten ist häufig das, was einen nicht zur Ruhe kommen lässt. Es wäre nicht nur im Sinne der Hinterbliebenen, sondern der ganzen Gesellschaft, diese Suchstelle auch über 2025 hinaus weiter bestehen zu lassen. Es ist Aufgabe der Ampel-Regierung dafür zu sorgen, dass auch in Zukunft Menschen sich über den Verbleib der Vermissten aus dem Zweiten Weltkrieg informieren können.